Veröffentlicht am 04.12.2005
Lymphologische Fachärzte sehen Heilmittelversorgung gefährdet
Breites Medienecho auf begrenztes Ausgabenvolumen. ZVK beklagt Falschmeldungen und freut sich über Budgetsteigerung von 50 Millionen Euro laut physio.de
Einen bedrohlichen Versorgungsnotstand für Lymphdrainage-Patienten befürchtet der Berufsverband der Lymphologen. Die Fachärzte sehen in der vor einer Woche vereinbarten Begrenzung der Heilmittelausgaben eine "falsch bemessene Vorgabe". Auf ein maximales Ausgabenvolumen von 3,25 Milliarden Euro für alle physiotherapeutischen, logopädischen, ergotherapeutischen und podologischen Leistungen hatten sich die Spitzenverbände der Krankenkassen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) verständigt (wir berichteten).
Obwohl die Zahl der Ödempatienten seit drei Jahren konstant ist, seien die Budgets für Heilmittelverordnungen kontinuierlich gesunken, sagt der Präsident des Lymphologenverbandes, Dr. Manuel E. Cornely. So liege beispielsweise das Heilmittelbudget in Nordrhein-Westfalen mit 360 Millionen Euro rund neun Prozent unter dem tatsächlichen Bedarf. "Verordnungen, die über den Vorgaben liegen, werden von den Krankenkassen nicht übernommen und fallen zu Lasten der Ärzte", beklagt der Düsseldorfer Lymphologe. Die von KBV und den Spitzenverbänden angepeilte bundesweite Gesamtsumme von 3,25 Milliarden Euro liege deutlich unter dem Bedarf. Verstärkt werde die budgetäre Vorgabe durch die Aufforderung an die Kassenärzte wirtschaftlich zu verschreiben.
Die Verordnungsrestriktionen wurden in den Fachmedien aufmerksam registriert. "Spitzenverbände der Krankenkassen wollen Heilmittelausgaben deckeln", titelte journalMED, "enge Grenzen für Heilmittel im nächsten Jahr", sieht die Ärzte Zeitung und das Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, KBV-kompakt, schreibt: "KBV und Krankenkassen wollen Heilmittelausgaben senken". Die Berufsverbände der von den gekappten Budgets irgendwie betroffenen Heilmittelerbringer schweigen, oder sehen lauter Falschmeldungen in den Gazetten. "Presseinformationen zum Thema Heilmittel sorgen zu Unrecht für Verunsicherung", entrüstet sich der ZVK. Das genaue Gegenteil nämlich sei der Fall, hat der größte Therapeutenverband ausgerechnet. Mitnichten würden Kassen und KBV die Ausgaben senken. Nein, anheben wollten sie die Heilmittelkosten, und zwar um 1,56 Prozent. Der nordrhein-westfälische Landesverband beziffert den unerwarteten Geldsegen für die Praxisbesitzer in deutlicher Prosa: Für satte 50 Millionen Euro mehr dürften die Kassenärzte im nächsten Jahr verordnen.