Veröffentlicht am 09.11.2005
Der goldene Herbst mit seinen bunten Farben ist für eine wachsende Zahl von Menschen eine graue und emotional schmerzhafte Jahreszeit. Depressionen, die laut WHO inzwischen die vierthäufigste Krankheit weltweit darstellen, haben im Frühjahr und Herbst Hochsaison. Wie ausweglos die Situation den Betroffenen auch erscheint, mit der professionellen Hilfe des Teams der psychiatrischen Fachabteilung des Landes-Krankenhauses Vöcklabruck findet sich bestimmt ein Weg aus der Krankheit.
„Wie wichtig es ist, diese Krankheit ernst zu nehmen, zeigen die Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation. Demnach wird die Depression schon in 15 Jahren die zweite Stelle der häufigsten Krankheiten, unmittelbar nach den ischämischen Herzerkrankungen, einnehmen“, warnt Prim. Dr. Christoph Silberbauer, Leiter der Abteilung für Psychiatrie am LKH Vöcklabruck.
Depressive Erkrankungen zeigen generell einen deutlichen Erkrankungsgipfel im Frühjahr und einen zweiten im Herbst. Die so genannte „saisonal abhängige Depression“ oder „Winterdepression“ ist hingegen eher selten anzutreffen. Sie zeigt „atypische“ Symptome wie Gewichtszunahme, Kohlenhydratheißhunger und vermehrtes Schlafbedürfnis.
In den letzten Jahren stellte sich zudem ein bedeutsamer Zusammenhang zwischen Depression und Gefäß- bzw. Herzerkrankungen heraus. „Die Häufigkeit von Depressionen bei PatientInnen, die beispielsweise an koronaren Herzerkrankungen leiden, liegt zwischen 16 und 23 Prozent und ist damit deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung.
Zudem besteht bei Vorhandensein von depressiven Symptomen ein erhöhtes Risiko, an einem neuerlichen Infarkt zu sterben“, weiß der Mediziner. Darum wird am Krankenhaus Vöcklabruck auch eine intensive diagnostische Zusammenarbeit zwischen interner und psychiatrischer Abteilung gepflegt.
Trotz des großen Leids infolge der Depression ist die Scham der Betroffenen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, zumeist sehr groß: „Immer wieder sind wir mit der Einstellung konfrontiert, der/die Betreffende solle sich nur zusammenreißen, um wieder so wie früher zu funktionieren“, bedauert Prim. Silberbauer, „dabei können depressive Erkrankungen heutzutage erfolgreich behandelt werden.“ Neben verschiedenen psychotherapeutischen Methoden, die bei leichten Depressionen oftmals alleine für einen Therapieerfolg ausreichen, stehen moderne Antidepressiva zur Verfügung, die rasch und nebenwirkungsfrei Hilfe bringen.
Die von PatientInnen oft geäußerte Befürchtung, durch Antidepressiva „abhängig“ oder gar in der Persönlichkeit „verändert“ zu werden, ist dabei völlig unbegründet: „In dem beinahe 50-jährigen Einsatz von Antidepressiva zeigten sich weder in wissenschaftlichen Untersuchungen noch im therapeutischen Alltag Belege für eine wie auch immer geartete Abhängigkeit oder Persönlichkeitsveränderung“, betont der Experte und ergänzt: „Zudem besteht auf unserer psychiatrischen Fachabteilung die Möglichkeit, durch zusätzliche nichtmedikamentöse Verfahren die Symptomatik zu lindern. Durch spezielle Verfahren wie Schlafregulierung, Biofeedback, Lichttherapie, Psychotherapie, Ergotherapie, physiotherapeutische Hilfestellungen etc., die je nach Notwendigkeit von unseren ÄrztInnen empfohlen werden, kann die Zeit bis zum Einsetzen der antidepressiven Wirkung der Medikamente verkürzt werden.“