Veröffentlicht am 30.01.2006
Schwerpunkte Körper, Seele und Geist / Genehmigung steht noch aus
SCHWANDORF/LANDKREIS (hi). Eine Alternative zu staatlichen Schulen: In Schwandorf soll im September die erste private Grundschule Bayerns starten, die auf „den pädagogischen Schwerpunkten Körper, Seele und Geist basiert“. Das haben am Freitag Unternehmer Hubert Döpfer und sein Projektmanager Manfred Eglmeier angekündigt. Je nach Zuschnitt des Betreuungsangebots müssen interessierte Eltern mit Kosten von rund 250 Euro im Monat rechnen. Das reine Schulgeld beläuft sich auf 190 Euro pro Monat.
Eine Grundschule unter Federführung eines privaten Trägers, ja, eines Unternehmers: Hubert Döpfer räumt ein, dass er gerade ein „etwas ungewöhnliches Projekt“ vorantreibt. Bislang ist der Schwandorfer bekannt für seine staatlich anerkannten Berufsfachschulen für Physiotherapie, Ergotherapie und Rettungsassistenten sowie für Altenpflege und Altenpflegehilfe. Jetzt will Döpfer auch Abc-Schützen unter seine Fittiche nehmen – und dabei die Kompetenz seines Hauses in den genannten Bereichen einbringen. Döpfer und Projektmanager Manfred Eglmeier setzen auf drei pädagogische Schwerpunkte:
Körper: Vermittlung von Freude an Bewegung und Verständnis für gesunde Ernährung; den zunehmenden Folgen von Bewegungsmangel und Übergewicht bei Kindern vorbeugen; angeleitete „Bewegungspausen“; vier Stunden Sportunterricht pro Woche (an staatlichen Schulen sind es drei); Kochkurse; vollwertige Mittagsverpflegung; Aktionen und Projekte zum Thema Gesundheit.
Seele: Erlernen des positiven Umgangs mit Stress; Förderung der Kinder zu selbstbewussten Persönlichkeiten; Unterstützung von Lehrern, Eltern und Schülern durch einen Diplom-Psychologen im Alltag und bei Kursen, Aktionen und Projekten.
Geist: optimale Förderung des geistigen Potenzials der Kinder; individuelle Förderung; maximal 24 Schüler pro Klasse; kurze Lernphase à 30 Minuten; Einrichtung von Rechen-, Lese- und Forschungs-Landschaften in rund 60 Quadratmeter großen Klassenzimmern im Erdgeschoss des Döpfer-Stammhauses, Klosterstraße 19; Arbeitsgruppen zur Förderung besonderer Begabungen und zur Unterstützung bei Lernschwierigkeiten; Wecken der Freude am Lernen und der Weiterentwicklung für eine optimale Zukunft; klares Ziel ist der Übertritt an eine weiterführende Schule. Deswegen werde an der Schule nach dem staatlichen Lehrplan unterrichtet. Es gibt auch Noten wie an „normalen“ Schulen.
Laut Döpfer soll der Schulbetrieb im September mit einer ersten Klasse starten. Die Pläne seien von der Regierung der Oberpfalz mit Wohlwollen aufgenommen worden, eine Genehmigung erwartet Döpfer im Laufe des Frühjahrs. Die private Schule will mit einem Ganztagesangebot punkten. Aber: „Wir sind keine Ganztagsschule“, unterstreicht Döpfer. Unterrichtsende sei regelmäßig um 13.30 Uhr; darauf könnten sich die Eltern verlassen. Die Fixkosten dafür bezifferte Döpfer mit 190 Euro pro Monat. Ein Mittagessen kostet 2,50 Euro Pro Schüler und Tag. Das Geld müsse nur bezahlt werden, wenn tatsächlich gegessen wird. Wer sich auch für die Nachmittagsbetreuung (Freizeit, Förderung, Hausaufgaben) der Kinder entscheidet, muss weitere 50 Euro pro Monat berappen. Hintergrund der Trennung von Schulgeld und Kosten der Betreuung: Letztere sollen nach Plänen der Bundesregierung in Zukunft steuerlich absetzbar sein.
Döpfer ist optimistisch, dass sein Konzept auf Interesse stößt: „Nach allen Indikatoren, die ich kenne, müsste das doch ankommen.“ Gerade für berufstätige Eltern würden sich neue Möglichkeiten auftun. Wenn Mütter wieder Vollzeit arbeiten könnten, relativierten sich auch die Kosten für den Besuch der privaten Grundschule. Nach Vorgaben der Regierung der Oberpfalz könnten Kinder die Schule besuchen, die eine Fahrzeit von maximal 60 Minuten nach Schwandorf haben.
Oberbürgermeister Helmut Hey sieht in Döpfers Projekt keine Konkurrenz für die übrigen Schwandorfer Grundschulen. Er spricht von einer Ergänzung des Angebots. Hey signalisiert Unterstützung, etwa, was die Nutzung von Sportplätzen angeht.
Döpfers Projekt ist im Landkreis der zweite Vorstoß, um Alternativen zu staatlichen Schulen anzubieten. Im Städtedreieck hat sich ein Förderverein gegründet, der im September mit einer Montessori-Schule starten will. 13 Kinder sind bereits gemeldet.