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Welt-Alzheimertag 2006

Veröffentlicht am 22.09.2006

Jeden Tag ein Stück von Dir

Ina Mersch

Beginn des Inhaltes

Es beginnt kaum spürbar mit leichter Vergesslichkeit. Über einen Zeitraum von Jahren führt Alzheimer dann zu einer vollständigen Zerstörung der Persönlichkeit. Für die Partner der Erkrankten ein gewaltsamer Abschied.

Mit unserer steigenden Lebenserwartung steigt auch die Gefahr an Alzheimer zu erkranken. Denn diese Form der Demenz ist eine typische Alterserkrankung. In Deutschland sind derzeit etwa 1,2 Millionen Menschen betroffen. Für das Jahr 2030 wird mit 2,3 Millionen Erkrankten gerechnet. Während nur 2-3 Prozent bei den 70-75-Jährigen erkranken, sind es bei den über 90-Jährigen mehr als ein Drittel.

Wenn das Gedächtnis schwindet
Am Anfang einer Alzheimer-Erkrankung stehen meist harmlose Vergesslichkeiten: Der Betroffene steht im Supermarkt und weiß plötzlich nicht mehr, was er kaufen wollte. Dinge gehen verloren und tauchen an den unmöglichsten Stellen wieder auf. Im zweiten Stadium kommen Orientierungsprobleme hinzu, es treten Sprachschwierigkeiten auf und das Urteilvermögen ist stark beeinträchtigt; das Gehirn beginnt zugrunde zu gehen. Der Betroffene spürt das durchaus selbst und reagiert mit Unruhe, Angst und Aggression. Häufig entwickeln die Betroffenen auch eine Depression.


Die Alzheimer-Krankheit ist nach dem deutschen Arzt Alois Alzheimer benannt, der das Krankheitsbild 1907 erstmals beschrieb. Sie gehört zu einer Gruppe von Krankheiten, die als Demenzen bezeichnet werden. Es kommt zum rapiden Untergang von Nervenzellen und einer Schrumpfung des Hirngewebes. Nur in Ausnahmefällen wird die Krankheit durch Genveränderungen ausgelöst und bricht dann schon in jüngerem Alter aus.






In diesem Stadium erfolgt auch, was man als Abschied vom Ich bezeichnen könnte: Es treten Verhaltensänderungen und Persönlichkeitsstörungen bis hin zu Wahnvorstellungen auf. Betroffene erkennen ihre Umgebung und selbst den Partner nicht mehr, mit dem sie ihr ganzes Leben verbracht haben. Verschlimmert sich die Erkrankung, werden die Patienten inkontinent und können nicht mehr alleine essen; sie werden dauernd pflegebedürftig. Das dritte Stadium kann Jahre dauern: Die Patienten haben die Intelligenz eines Neugeborenen erreicht, können nicht mehr sprechen und sind oft bettlägerig.

Vom Partner Abschied nehmen
Für die Angehörigen eines Alzheimerpatienten ist der langsame "Schwund" des Menschen, den sie einmal kannten, eine schwere seelische Belastung. Das betrifft vor allem die Lebenspartner. Für sie ist nichts mehr so, wie es einmal war. Sie sind gezwungen, nicht nur von ihrem Partner Abschied zu nehmen, sondern auch von den gemeinsamen Plänen für die Zukunft. Und sie müssen sich der Tatsache stellen, dass sich die Erkrankung immer weiter verschlechtert und zur vollständigen Pflegebedürftigkeit führt.

Gefühle zulassen
Gefühle wie Trauer, Ohnmacht, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sind beim gesunden Partner am Anfang völlig normal. Aber auch Unmut, Reizbarkeit und Aggressivität können hinzukommen. Gefühle, für die er sich schämt, weil der Partner ja auch nichts für seine Krankheit kann. Trotzdem sollten diese Gefühle nicht unterdrückt und verdrängt werden, sonst manifestieren sich die seelischen Beschwerden in körperlichen Erkrankungen. Besser ist es, zu seinen Gefühlen zu stehen, sie herauszulassen und mit anderen darüber zu sprechen.

Ende der Sexualität?
Demenzkranke haben nach wie vor das Bedürfnis nach körperlicher Nähe und liebevoller Zuwendung. Allerdings kann es im Laufe der Krankheit zu einer sexuellen Enthemmung kommen, die sich nicht nur auf den Partner bezieht. Hierüber sollte man mit einem Arzt sprechen. Getrennte Zimmer und eine gewisse Distanz können das Problem unter Umständen "entzerren". Ansonsten kann es hilfreich sein, ein zu starkes Begehren sanft abzulenken und dadurch zu mildern, dass man zärtliche Handlungen (Streicheln, Massagen, sanfte Berührungen usw.) in den Vordergrund rückt.

Aggression und Gewalt
Nicht selten sind Partner und Pflegende mit dem aggressiven Verhalten des Erkrankten konfrontiert. Das ist für eine Demenz durchaus nicht ungewöhnlich und lässt sich in vielen Fällen auf eine Depression zurückführen. Vor allem in der Anfangszeit kann das Erkennen der eigenen Defizite und die Trauer über den Verlust der geistigen Fähigkeiten bei den Betroffenen Wut auslösen. Einige erkennen den Verlust ihrer Fähigkeiten aber selbst nicht. Dann können Aggressionen entstehen, wenn die Pflegenden ihnen Grenzen setzen, die die Erkrankten nicht anerkennen wollen.

Pflegen ohne auszubrennen
Nicht immer können Alzheimerpatienten bis zum Schluss zu Hause betreut werden.Menschen, die beschließen, einen Alzheimerkranken zu Hause zu pflegen, nehmen eine schwere Aufgabe auf sich. Für den Betroffenen sind diese Angehörigen ein Segen, denn tatsächlich ist das häusliche Umfeld für einen dementen Patienten (jedenfalls in den ersten Jahren) die beste Unterbringung. Hier ist er geschützt und geborgen, kann mit Menschen leben, die ein besonderes und inniges Interesse an ihm haben. Und vor allem kann er seinen gewohnten Tagesablauf beibehalten.

Letztlich muss der Partner aber auch daran denken, sich selbst die nötige Pflege und Entlastung zukommen zu lassen, um nicht vorzeitig "auszubrennen". Folgende Strategien können dabei helfen:

Erlernen Sie Entspannungstechniken (z.B. Autogenes Training, Yoga). Das braucht seine Zeit und sollte nicht erst unter größten Belastungen angefangen werden.
Bewegung ist Pflicht: Gehen Sie möglichst jeden Tag an der frischen Luft spazieren. Gut sind auch andere körperliche Aktivitäten, die emotional ausgleichend wirken (z.B. Schwimmen, Gymnastik oder Gartenarbeit).
Versuchen Sie, verlorenen Schlaf – wann immer möglich – nachzuholen.
Bleiben Sie sozial aktiv und suchen Sie weiterhin die Begegnung mit anderen Menschen.
Halten Sie trotz allem an Interessen und Hobbys fest.
Einen ganzen Tag und möglichst eine ganze Nacht in der Woche sollten Sie sich freinehmen und für einen "pflegerischen Ersatz" sorgen.
Hilfe mobilisieren und annehmen
Ein pflegender Partner ist nicht ohne Hilfe und er sollte diese auch suchen und annehmen.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt: Für den Erkrankten ist es wichtig, die Alltagskompetenzen zu trainieren und möglichst lange zu erhalten. Das gelingt vor allem mit Verhaltens-, Gedächtnis- und Selbsterhaltungs-Training sowie Physio- und Ergotherapie.
Binden Sie die Familie und die Nachbarschaft in Ihr Hilfsprogramm ein.
Selbsthilfegruppen: Das Austauschen von Erfahrungen und der aktive Kontakt zu anderen Betroffenen kann Frustrationen und Ängste mindern. Die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft verfügt bundesweit über alle Adressen von Angehörigen-Selbsthilfegruppen.
Sozialstationen, Tagesambulanzen und Heime bieten zur Entlastung von pflegenden Angehörigen Kurzzeitpflege für Demenzkranke an. Das kann z.B. auch ein Kurzurlaub sein.
Wichtig: Unter bestimmten Umständen kann die Unterbringung in einem Heim nötig werden. Gründe hierfür können z.B. sein, dass der Alzheimerkranke sich überhaupt nicht mehr orientieren kann (auch nicht in der eigenen Wohnung), ständig wegläuft, zunehmend aggressiv ist und dauernd körperlich gepflegt werden muss. Diese belastende Entscheidung sollte man nicht allein treffen, sondern sich mit Ärzten, Verwandten, Freunden oder sozialen Institutionen beraten.

Stand: 21.09.2006

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