Veröffentlicht am 11.05.2008
Amöneburg. Die Allgemeinmedizinerin Dr. Sabine Fruth hat ihre kassenärztliche Zulassung abgegeben, weil sie wegen zu vieler Verschreibungen 26600 Euro zurückzahlen sollte.
„Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagt die Amöneburger Ärztin, die bereits seit Jahren mit dem Abrechnungssystem der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) hadert und sich eingeschränkt fühlt. „Arznei, Hilfs- und Heilmittel dürfen nur noch nach Richtgrößen verordnet werden. Alles was darüber hinaus geht, zahlt der Arzt“, sagt Fruth.
Und das bekam sie im August vergangenen Jahres Schwarz auf Weiß: Die KV forderte sie zu einer Nachzahlung über 26600 Euro auf, da sie den Fachgruppenschnitt um 280 Prozent überschritten habe. Der Grund für die Überschreitung ist Sabine Fruth bewusst: „Meine Patienten sind zu 50 Prozent Kinder, weshalb ich häufiger als andere Allgemeinmedinziner Ergotherapie oder Logopädie verschreibe.“
Sie hat Widerspruch gegen die Nachzahlung eingelegt und soll nun noch 6.100 Euro zahlen. Auch dagegen wehrt sie sich. Als Konsequenz hat sie zum 1. April ihre kassenärztliche Zulassung abgegeben und behandelt nun nur noch Privatpatienten. Sie hofft, dass noch mehr Ärzte der KV den Rücken kehren und das System zum Kippen bringen.
Karl Roth, Pressesprecher der KV Hessen, kann den Unmut verstehen: „Die Begrenzungsregelungen sind Symptome eins Systems, indem zu wenig Geld ist. Und wir sind diejenigen, die versuchen müssen, den Mangel gerecht zu verteilen.“ Bei einem Kollaps des KV-Systems seien jedoch zuerst die Kassenpatienten betroffen.