Veröffentlicht am 11.05.2008
Freitag, 9. Mai 2008
Chicago – Viele neurologische Reha-Zentren setzen Gangorthesen ein, um die Effizienz des Laufbandtrainings zu erhöhen. Die „Geh-Roboter“ sind nach den Ergebnissen einer randomisierten Studie in Stroke (2008; doi:10.1161/STROKEAHA.107.504779) der konventionellen Betreuung durch eine Ergotherapeutin jedoch unterlegen.
Die Idee des roboter-unterstützten Lokomotionstrainings ist bestechend. Die Patienten machen ihre ersten Schritte auf dem Laufband in einer speziellen Orthese. Diese ist über Bänder an einem Galgen oder der Decke fixiert. Dies bewahrt die Patienten vor Stürzen, und das Körpergewicht kann gezielt entlastet werden. Kleine Motoren in den Gelenken der Orthese unterstützen zudem die Laufbewegungen. Nicht zuletzt entlastet das Gerät die Ergotherapeutin bei ihrer körperlich anstrengenden Therapie. Dennoch war das Ergebnis in einer randomisierten Studie des Rehabilitation Institute of Chicago schlechter als bei der herkömmlichen Ergotherapie.
George Hornby hatte 48 Schlaganfall-Patienten mit Hemiparesen 12 Lokomotionstrainingeinheiten von jeweils 30 Minuten verordnet. Die Hälfte benutzte einen Geh-Roboter, bei den anderen unterstützte sie eine Ergotherapeutin beim Training. Am Ende hatten die Patienten ohne Geh-Roboter die größeren Fortschritte gemacht, was Hornby nicht sehr überraschte. Bereits tierexperimentelle Studien hätten gezeigt, dass die strenge Führung der Gelenkbewegungen im Geh-Roboter die Erholung eher behindert als fördert, berichtet er.
Menschen bewegen sich – anders als Roboter – nicht gleichmäßig. Bei jedem Schritt gibt es Abweichungen, und die Patienten müssen lernen, schnell auf diese Fehler zu reagieren. Beim Wiedererwerb dieser wichtigen Fähigkeit werden sie offenbar durch die persönliche Betreuung der Ergotherapeutin besser unterstützt als durch den Geh-Roboter. Außerdem verführen die Gelenkmotoren die Patienten zur Passivität, vermutet Hornby. Das Training mit der Ergotherapeutin ist schweißtreibender, es zahlt sich jedoch aus.
Am Ende der Studie hatte sich die Gehgeschwindigkeit und die Stehfähigkeit deutlich besser entwickelt als im Geh-Roboter. Die Patienten waren ebenfalls mit den Ergebnissen zufriedener. Verzichten möchte Hornby auf die Geh-Roboter jedoch nicht. Bei Patienten mit schweren Paresen, die sich nicht mit den Händen am Laufband abstützen können, sei das Gerät eine wertvolle Hilfe, da ohne sie oftmals gar kein Lokomotionstraining möglich sei. © rme/aerzteblatt.de
Hinweis des BED e.V.: Die Originalstudie spricht im allgemeinen von Therapeuten in der Rehabilitation. Diese Teams sind stets interdisziplinär aus Ergotherapeuten und Physiotherapeuten zusammengesetzt. In der deutschen Übersetzung werden fälschlicherweise nur die Ergotherapeuten benannt.
Letzendlich aber besser als umgedreht.
Abstract der Studie Pressemitteilung der American Heart Association