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Klettertherapie bei ADHS

Veröffentlicht am 16.07.2009


Quelle: Georg Thieme Verlag

Dienstag, 07 Juli 2009

Überschießende Energie, ein starker Bewegungsdrang und die Unfähigkeit, sich zu konzentrieren: Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ecken in der Schule und im Freundeskreis oft an und werden als anstrengend und störend empfunden. Als geradezu ideale Behandlungsmethode für hyperaktive Kinder erscheint das therapeutische Klettern – denn es nutzt den Bewegungsdrang der "Zappelphilipps" aus und lenkt ihn in gesteuerte und bewusste Bewegungen um. In der Fachzeitschrift "ergopraxis" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2009) stellen drei Ergotherapeuten die Möglichkeiten der noch jungen Therapiemethode vor.

"Das therapeutische Klettern spricht nicht nur einzelne Teilleistungen an, sondern fördert das Kind in seiner Gesamtheit", schreiben Stephanie Veser, Michael Bady und Markus Wiesner. Die drei ausgebildeten Ergo- und Klettertherapeuten haben sich im Rahmen ihrer Bachelorarbeit an der Hogeschool Zuyd im niederländischen Heerlen mit dem Thema "Klettern als Therapie" befasst und mit Kindern, Eltern und Therapeuten gesprochen.

Wie die Autoren betonen, werden beim Klettern nicht nur motorische Abläufe und Fertigkeiten geschult. Vielmehr fördert die Klettertherapie auch grundlegende kognitive und sozio-emotionale Fähigkeiten wie Konzentration und Merkfähigkeit oder das Vertrauen in Therapeuten und Sicherungspartner. Das Kind lernt auch, Handlungsabläufe zu planen und einzuhalten – und es erhält eine unmittelbare und konkrete Rückmeldung durch den Kletterablauf selbst. Veser, Bady und Wiesner geben auch Anregungen dazu, wie das Klettern mit anderen Aufgaben verknüpft werden kann. So lässt sich etwa die Merkfähigkeit der Kinder zusätzlich trainieren, indem oben in der Wand ein Blatt Papier befestigt wird. Darauf soll das Kind dann zum Beispiel ein Bild nachzeichnen, das ihm unten am Boden gezeigt wurde. Auch Rechenübungen kann der Therapeut in die Therapie integrieren – etwa indem er neben jedem Griff Zahlkärtchen anbringt, die während der Route zusammengezählt werden sollen. "Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt", so die drei Autoren. Um die verschiedenen Aufgaben zu bewältigen, müssen die kleinen Patienten selbständig Strategien entwickeln und/oder sich an vorgegebene Regeln halten – beide Aspekte fallen Kindern mit ADHS im Alltag oft sehr schwer und werden beim Klettern quasi nebenbei eingeübt.

Ein wichtiges Ziel des therapeutischen Klettern ist es auch, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken. Häufig erleben die Kinder sehr bewusst die Probleme, die sie in Alltagssituationen wie etwa in der Schule, beim Anziehen oder Spielen haben. Unter den ständigen Misserfolgen und der Kritik aus der Umgebung leidet auf Dauer ihr Selbstbewusstsein. Beim Klettern dagegen können sich rasch Erfolge einstellen: Wenn sie ihre Angst vor der Höhe verlieren, selbstständig das Seil verknoten, sich den Gurt umlegen und sich neue Grenzen erschließen können, erfüllt das die Kinder – zurecht – mit Stolz. Sie machen darüber hinaus auch die Erfahrung, dass Anstrengung sich lohnt. Außerdem macht das Klettern den Kindern ganz einfach Spaß, wie die Autoren des Beitrags betonen: "Bereits die Kletterwand hat einen hohen Aufforderungscharakter und motiviert die Kinder zum Mitmachen und Dabeibleiben."

Die Gespräche, die Veser, Bady und Wiesner mit Kindern, Eltern und Therapeuten geführt haben, deuten darauf hin, dass die Kinder die neu erlernten Strategien zu einem großen Teil auch in ihren Alltag übertragen können. Wie Eltern und Therapeuten berichten, können die Kinder unter anderem Reihenfolgen besser einhalten, ihre Hausaufgaben leichter bewältigen und sich in der Schule länger konzentrieren. Dadurch können sie besser am Alltagsgeschehen teilhaben und sind nicht mehr so häufig der Grund für Konflikte. Die drei Autoren ermutigen ihre Kollegen in der Ergotherapie daher, das Klettern ergänzend in ihr Therapiekonzept aufzunehmen.

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