Veröffentlicht am 03.08.2009
http://www.zeit.de/2009/32/Das-therapierte-Kind-32Zunächst einmal finde ich es gut, dass die Zeitung die Zeit diesem wichtigen Thema durch Sie, verehrte Autorin, einen umfangreichen Platz einräumt.
Leider ist die Sicht jedoch nur eingeschränkt dargestellt.
Die Ursachen der steigenden Therapiezahlen sind viel vielschichtiger als dieser Artikel vermuten lässt.
Zum einen Leben wir mittlerweile in einer Leistungsgesellschaft in der höhere Ansprüche an den Menschen gestellt werden als früher. Dieses Problem ist systemisch bedingt und ist daher staatlich zu regeln. Wenn man daher aburteilen möchte, dann bitte an der richtigen Stelle.
Sie benennen Verhaltensauffälligkeiten als neue Volkskrankheit und erläutern in anderen Jahrzehnten und Jahrhunderten beispielhaft dazu die Pest sowie den Herzinfarkt. Im Gegensatz hierzu unterstellen sie der damaligen Politik bei diesen Volkskrankheiten aber nicht , dass Pest und Herzinfarkt plötzlich übertrieben behandelt worden seien. Bei den Verhaltensauffälligkeiten monierten Sie jedoch das Vorgehen, was in der Beweisführung wenig konsequent erscheinen lässt. Hier wird also mit zweierlei Maß gemessen.
Hinzu kommt, dass insbesondere bei der Ergotherapie die Umfeld- und Elternarbeit sehr groß geschrieben wird, eben damit Eltern die Möglichkeit haben, ein gesundes Miteinander mit dem Kind zu ermöglichen. Es entspricht nicht der Tatsache, dass Eltern die Kinder nur in der Therapie "abliefern" und damit ihre Aufgabe bereits erfüllt sei. Gerne erläutern wir Ihnen im Gespräch welche Maßnahmen, Mittel und Methoden hierbei zum Einsatz kommen und für welche Kinder überhaupt eine Therapie in Frage kommt.
Dass es Fehlindikationen wie überall gibt, steht dabei außer Frage. Wichtig ist hingegen die Relativität und die Verhältnisse zu betrachten in denen dies geschieht.
Dass Eltern mit Ihren Kindern heute mehr Zeit verbringen ist nicht haltbar. Etliche Studien belegen das Gegenteil. Insbesondere da beide Elternteile heutzutage meistens arbeiten gehen, weil die wirtschaftliche Situation sich verschlechtert hat, was sich widerrum maßgeblich auf die Entwicklung des Kindes auswirkt.
Zudem gibt es viele ungewollte Schwangerschaften, wie andere Studien belegen. Davon, dass nur noch Wunschkinder geboren werden, kann nicht die Rede sein.
Beste Grüße
Christine Donner