Veröffentlicht am 16.10.2009
Der neue GEK Heil- und Hilfsmittelreport ist da.
Da lassen Interpretationen nicht lange auf sich warten.
Unten folgend finden Sie einen Artikel von banktip.de verfasst, den der BED e.V. entsprechend kommentierte.
Am Ende dieses Artikels können Sie sich die Studie herunterladen.
Bei der Bewertung von Heil- und Hilfsmitteln fehlt es an wissenschaftlichen Nutzennachweisen und an Qualitätsstandards. Das ist das Ergebnis des GEK Heil- und Hilfsmittel-Reports 2009, den die Gmünder Ersatzkasse (GEK) in Auftrag gegeben hat. Professor Gerd Glaeske, Autor des Reports, kritisiert: "In puncto Transparenz, Nutzenbewertung und Evidenzbasierung muss die Heil- und Hilfsmittelversorgung noch aufholen." Wie in der Arzneimittelversorgung bräuchten die
Krankenkassen auch bei Heil- und Hilfsmitteln angemessene Richtgrößen.
Kommentar BED e.V.:Über diese Kommentierung von Herrn Prof. Glaeske sind wir mehr als verwundert, denn Richtgrößen für Heilmittel gibt es nun bereits schon ein paar Jahre und mittlerweile in fast allen Bundesländern. Wir „haben“ also schon und „brauchen nicht erst.“Uns stellt sich die Frage, wer denn die Kosten für derartige Studien zu übernehmen gedenkt?Seit Jahren bemühen sich Hochschulen sowie therapeutische Berufsverbände wie der BED e.V. Forschungsgelder für ergotherapeutische Studien zu erhalten.Bis dato zeigten die Ministerien keinerlei Interesse an solchen Studien.Um eine wahrheitsgemäße Überschrift dieses Themas zu sondieren wäre eine klare Trennung von Heil- und Hilfsmitteln angezeigt, da es sich bei Heilmittel um menschliche Dienstleistungen handelt, bei Hilfsmitteln hingegen um Gegenstände.Patienten erhalten teure aber falsche Therapie Von solchen Standards sieht Glaeske die Heil- und Hilfsmittlversorgung weit entfernt: "In Sachen Transparenz liegt der Bereich 15 Jahre hinter dem Arzneimittelbereich zurück." Es würden oft teure aber unwirksame Therapiemaßnahmen verschrieben. So erhielten Patienten Massagen, die eigentlich aktivierende Krankengymnastik gebraucht hätten.
BED e.V.:Wir können keine Transparenz des Arzneimittelmarktes entdecken.Jedes Pharmaunternehmen liefert lediglich seine im eigenen Hause produzierten Studien über die Wirksamkeit Ihrer eigenen Produkte.Zudem: Eine Dienstleistung zu bewerten ist bei weitem schwieriger als einen Produktvergleich durchzuführen, da die Bindung und Kommunikation zwischen Therapeut und Patient den Therapieerfolg maßgeblich mit beeinflusst.Hier gilt der systemische Ansatz der besagt, dass die Summe des ganzen Systems größer ist als die Summe seiner einzelnen Teile.Weiterhin kommt hinzu, dass Studien die größere Effektivität und Wirksamkeit von Kombitherapien, aus Medikamenten und Therapien bestehend, bereits belegen. Die Wirkung von Therapien nach dem Gesetzlichen Krankenkassenkatalog wurde so schon hinreichend bewiesen!Deutschland auf dem Weg in die Therapiegesellschaft GEK Vorstand Dr. Rolf-Ulrich Schlenker sieht Deutschland auf dem Weg in die "Therapiegesellschaft". Schon jeder elfte Versicherte unter zehn Jahren erhalte Logopädie oder Ergotherapie. Hier finde eine Verlagerung statt: "Offenbar werden immer früher Ärzte, Ergotherapeuten und Logopäden hinzugezogen, auch weil Eltern und Erzieher verunsichert oder überfordert reagieren", sagt Schlenker.
BED eV: Da an Kinder durch unsere selbst auferlegte Leistungsgesellschaft immer größere Ansprüche gestellt werden, ist ein höherer Bedarf selbstredend, ebenso wie eine höhere Anzahl an Erkrankten durch die selbige Wohlstandsgesellschaft.Daher sollte hier der Bock besser nicht zum Gärtner gemacht werden.Die Ursachen liegen in keinerlei Weise bei den Leistungserbringern im Heilmittelbereich.Es handelt sich um ein gesellschaftliches Problem, was auch genau dort gelöst werden muss.Heil- und Hilfsmittel sind viertgrößter Ausgabenblock Glaeske sieht diese Entwicklung als Kostenfaktor für die Krankenkassen immer noch zu wenig beachtet. Denn die Aufwendungen der Krankenkassen für Heil- und Hilfsmittel steigen kontinuierlich: um 4,7 Prozent im Jahr 2007 und um 5,8 Prozent 2008. Mit rund fünf Milliarden Euro sind die Aufwendungen für Heil- und Hilfsmittel der viertgrößte Ausgabenblock für die Krankenkassen.
BED e.V.:Diese Kommentierung lässt falsche Schlussfolgerungen zu.Zum einen sollte man dann erst einmal bei den Verwaltungsausgaben der Krankenkassen beginnen, die nahezu den selben Ausgabenblock wie die Heil- und Hilfsmittel darbieten, sicherlich jedoch nicht die selbe Gegenleistung erbringen, zum anderen werden Ausgabenposten zusammengefasst, die regulär in keiner Statistik zusammengefasst werden. Betrachtet man die regulär zusammengefassten Blöcke, so liegt der Heilmittelbereich hinter den Ausgaben für Krankenhausaufenthalte, hinter den Kosten für den Rettungsdienst, hinter den Kosten für Arzneimittel, hinter den Kosten für Zahnarzt sowie Zahnersatz, sowie hinter den Kosten von Ärzten.Zu guter Letzt sollte man sich nicht nur den relativen Prozentzahlen widmen, sondern auch den absoluten Ausgaben.5 Mrd. Heil- und Hilfsmittelausgaben im Gegensatz zu den Gesamtausgaben der GKV mit rund 161 Mrd. Würde man die gesamten Ausgaben hier auf 0 herunterfahren, würden lediglich 3 % der gesamten GKV-Ausgaben durch den Wegfall von Heil- und Hilfsmitteln eingespart werden.Die Mehrkosten, die jedoch zwangsläufig durch den Heil- und Hilfsmittelwegfall entstehen würden, insbesondere durch erhöhte Pflegekosten und vermehrte Krankenhausaufenthalte, würden die Grenze der 5 Mrd. bei weitem sprengen.Einsparpotential bietet sich also in den Bereichen die absolut große Ausgaben verzeichnen.Das ist bei den Heil- und Hilfsmitteln aber offensichtlich nicht der Fall.PDF:
GEK-Heil- und Hilfsmittel-Report 2009 - Kurzfassung