Veröffentlicht am 12.08.2022
An einer aktuellen Befragung des BED e.V. zur wirtschaftlichen Situation in den Praxen nahmen 629 Praxisinhaber*innen teil. 43 % der Teilnehmenden sind im Bereich der Ergotherapie tätig, 40 % in der Physiotherapie und 23 % in der Logopädie (hier waren Mehrfachnennungen möglich). Kleinere Praxen bildeten dabei die Mehrheit der Befragten ab. (27 % Soloselbstständige, 32 % Praxen mit bis zu 3 Mitarbeitenden).
In knapp 70 % der Praxen ist die Auslastung hoch (81 bis über 90 % oder mit Warteliste). Doch trotz hoher Auslastung gibt es finanzielle Probleme durch kurzfristige, krankheitsbedingte Ausfälle, die nicht kompensiert werden können. Hier benennen 48 % der Praxen kurzfristige Ausfälle bei Patient*innen und 33 % die Erkrankung von Mitarbeitenden als Gründe.
In den frei formulierten Gründen wird sehr häufig auf das Fachkräfteproblem hingewiesen. Stellen seien teilweise seit zwei Jahren nicht zu besetzen.
Als größtes Hindernis für eine wirtschaftliche Praxisführung nennen 77 % der Befragten die unwirtschaftliche Vergütung. Unter diesem Vorzeichen ist auch der Fachkräftemangel zu sehen, der von 71 % der Befraten benannt wurde. Die allgemeinen Preissteigerungen sehen 62 % der Befragten als Problem und 60 % die krankheitsbedingten Umsatzausfälle.
Es wird auch darauf hingewiesen, dass Patient*innen sich immer häufiger die Zuzahlungen nicht mehr leisten können.
Hoher bürokratischer Aufwand, falsch ausgestellte Verordnungen, hohe Aufwendungen für Hygienemaßnahmen, stark steigende Mieten und vor allem die unwirtschaftliche Vergütung von Hausbesuchen werden als weitere Hindernisse für eine wirtschaftliche Praxisführung benannt.
Auf die Frage, ob sich die Teilnehmenden in der Lage sehen, unter den aktuellen Bedingungen den Praxisbetrieb im nächsten Jahr weiterzuführen, antworten 26 % mit Unsicherheit. 4% antworteten mit "eher nein" und 2 % der Befragten sind sicher, den Praxisbetrieb unter gleichbleibenden Bedingungen nicht mehr weiterführen zu können.
Frage 7:

Fazit
Die Verantwortlichen müssen verstehen, dass die von ihnen verursachte unwirtschaftliche Vergütung die Bewältigung der demografischen Herausforderungen aufs Spiel setzt, denn die Therapieberufe sind der Schlüssel dafür.
Jede weitere Verzögerung der Vergütungsanpassung birgt große Risiken für unsere gesamte Gesellschaft und unterhöhlt zudem das eigene Finanzierungsmodell der Gesetzlichen Krankenkassen, die aus den Sozialbeiträgen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern resultieren. Je geringer deren Verdienst und deren Gewinn, desto geringer sind die zur Verfügung stehenden Gelder der Gesetzlichen Krankenkassen.