Veröffentlicht am 10.01.2025
In unruhigen Zeiten wirft die kommende Bundestagswahl ihre Schatten voraus. In den politischen Debatten zeigt sich, dass die globalen Krisen und Themen wie Energieversorgung, Migration, Verteidigung und Staatsfinanzen die Aufmerksamkeit der Wählerinnen und Wähler auf sich ziehen.
Gesundheit in allen Politikbereichen - Health in all Policies (HiAP)
Wir wissen, dass Gesundheit nicht nur durch die Gesundheitspolitik sondern zusätzlich von zahlreichen weiteren Faktoren bestimmt wird. So sind z. B. das Einkommen, die Lebens- und Arbeitsbedingungen und die Bildung wesentliche Einflussfaktoren auf die Gesundheit der Menschen.
Die 2013 verabschiedete Helsinki-Erklärung der 8. Weltkonferenz zur Gesundheitsförderung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert folgerichtig „ein Konzept für die Politik in allen Sektoren, die systematisch die Auswirkungen von Entscheidungen auf Gesundheit und Gesundheitssysteme berücksichtigt, Synergien sucht und schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit vermeidet, um die Gesundheit der Bevölkerung und gesundheitliche Chancengleichheit zu verbessern“ = Health in all Policies (HiAP).
Gesundheit muss also bei allen politischen Entscheidungen immer mitgedacht werden.
Insofern sind die Positionen und Wahlprogramme der Parteien auch außerhalb der Gesundheitspolitik für Therapeutinnen und Therapeuten interessant und relevant.
Das liebe Geld
Als einen Hauptaspekt für die Weichenstellung in der Gesundheitspolitik sehen wir die Staatsfinanzen und die Finanzierung im Gesundheitswesen.
Die Erhöhung der Beiträge der Krankenkassen hat zu einer hektischen Betriebsamkeit geführt:
Man sieht, dass alte Diskussionen um „Blaumacher“, die Krankschreibungen missbrauchen oder generell Menschen, die unsere Sozialsysteme ausnutzen, aufflammen und sogar soziale Errungenschaften wie die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall wieder infrage gestellt werden. Dass solche vermeintlichen „Einsparungen“ das Gesundheitssystem in keiner Weise zukunftsfähig machen, wird bei solchen Debatten gerne übersehen. Im Gegenteil würden stattdessen Sozialneid und Missgunst befeuert, aber gemessen an den Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung lediglich minimale Auswirkungen erzielt.
Um die Finanzierung des Gesundheitswesens tatsächlich tragfähig zu machen, müssen ganz andere Maßnahmen ergriffen werden
Gesundheitswirtschaft als Wachstumsbranche
Vergessen wird scheinbar ebenfalls erneut die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Gesundheitswirtschaft und damit auch der Heilmittelbranche. Das Bundesministerium für Wirtschaft beziffert die Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft für das Jahr 2023 mit knapp 435,5 Milliarden Euro, was einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 11,5 % entspricht.
Zudem entstehen Ausstrahleffekte von der Gesundheitsbranche auf die Gesamtwirtschaft, die diese im Jahr 2023 zu einer zusätzlichen Wirtschaftsleistung von knapp 354,5 Milliarden Euro führte: Jeder im Gesundheitswesen investierte Euro bringt also weitere 81 Cent an zusätzlicher Wertschöpfung außerhalb der Gesundheitsbranche mit sich.
Die 8,3 Millionen Beschäftigten im Gesundheitswesen machen 18,1 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland aus und zusätzlich entstanden durch jeden Arbeitsplatz im Gesundheitswesen 0,54 weitere Arbeitsplätze in der Gesamtwirtschaft.
Quelle: Faktenblatt Gesundheitswirtschaft des Bundeswirtschaftsministerium
Das Gesundheitswesen ist demnach ein wichtiger Wachstums- und Jobmotor der deutschen Wirtschaft. Zudem bietet eine qualitativ hochwertige und flächendeckende Gesundheitsversorgung einen Standortvorteil. Investitionen in die Gesundheit sind ein nicht zu unterschätzender Beitrag zu Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand.
Kosten sparen um jeden Preis – ist das schlau?
In anderen Wirtschaftsfeldern würde man Politikern, die Einsparungen in so bedeutenden Bereichen fordern, vielleicht ein Fieberthermometer reichen – im Gesundheitswesen ist dies jedoch anders, da hier gewachsene Strukturen immer gleiche Handlungsreflexe produzieren und die Mittelverteilung unter klassischem Versicherungshandeln erfolgt, das sich an der reinen Kostenseite orientiert.
So ist es für den Heilmittelbereich z.B. kein Geheimnis, dass von Kassenseite die Forderung nach einer Rückkehr zur Grundlohnsummenbindung als Obergrenze für die Preisentwicklung gefordert wird.
Unser Service – detailliertere Betrachtung der Wahlprogramme
Da das Umfeld für die Heilmittelversorgung zunehmend komplexer wird, wollen wir bei der Betrachtung der Wahlprogramme dieses Mal etwas tiefer und über den Rand der Heilmittelversorgung hinweg schauen, um unseren Mitgliedern und allen Interessierten mehr Informationen für eine Wahlentscheidung an die Hand zu geben.
Eine Wahlempfehlung werden wir nicht aussprechen.
Mehr dazu finden Sie in den kommenden Wochen wie gewohnt an dieser Stelle.