Veröffentlicht am 03.07.2009
Die Planetopia Reportage "Heiler auf vier Pfoten: Tierische Therapeuten machen gesund" sowie eine Reportage aus der WRD-Sendung Lokalzeit aus Köln mit der Ergotherapeutin Shanta Eckardt können hier heruntergeladen werden.
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Die Videos können Sie u. a. mit dem VLC Media Player abspielen. Dieser kann z.B.
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Aus der Planetopia Reportage
(Quelle: www.planetopia.de)
"Heiler auf vier Pfoten: Tierische Therapeuten machen gesund"
Dr. Andrea Beetz, Diplom-Psychologin: „Wir sind von unseren Verhaltensmöglichkeiten auf eine natürliche Umgebung hin ausgerichtet. Und da wir jetzt hauptsächlich in Städten wohnen, ganz viel mit Technik zu tun haben, fehlt uns das ein Stückchen weit. Wir brauchen das einfach, um uns wohlzufühlen. Jeder geht gerne raus und hat Kontakt mit der Natur und das entspannt einfach.“
Wissenschaftliche Studien bestätigen: Tiere beeinflussen den Hormonhaushalt des Menschen. Beim Test müssen gestresste Probanden zur Entspannung einmal ein Buch lesen, ein anderes mal einen Hund streicheln. Anschließend wird das Blut analysiert. Die Anzahl bestimmter Hormone gibt Aufschluss über den Zustand: gestresst oder entspannt?
Dr. Andrea Beetz: „Man ist zu dem Ergebnis gekommen, dass das Streicheln eines Hundes tatsächlich Stress reduzieren kann. Auch in dieser Physiologisch messbaren Weise. Das eben Cortisol gesunken ist und diese positiven Stoffe Prolaktin und Oxitocin angestiegen sind. Und diese Effekte waren um so stärker, je vertrauter sie mit dem Tier waren. Ihr eigener Hund wirkt am besten. Ein fremder Hund ist auch noch okay. Aber beide schlagen das Lesen eines Buches.“
Ergotherapeutin Shantha Eckardt und ihr australischer Hirtenhund Amy. Die beiden sind auf dem Weg in die geschlossene Station eines Kölner Seniorenheims. Dort wartet ein halbes Dutzend schwerst demenzkranker Patienten. Sie nehmen kaum noch am Leben teil. Die Blicke gehen ins Leere, gesprochen wird gar nicht. Reaktionen sind so gut wie nicht mehr auszumachen, erklärt uns der betreuende Neurologe Dr. Schirmer.
Dr. Hans-Joachim Schirmer, Neurologe: „Die Patienten ziehen sich zurück. Die Patienten kommunizieren nicht mehr viel. Sie führen gewissermaßen ein Leben in sich selbst verkapselt, so kann man das sagen. Also, wenn man keine Reize setzt von außen, dann passiert herzlich wenig.“
Dieser Reiz heute mittag heißt Amy, hat vier Pfoten und ist ein Jahr alt. Als sie den Raum betritt, ist schlagartig alles anders. Beim Anblick des Cattledogs huscht plötzlich ein Lächeln über die sonst reglosen Gesichter. Und plötzlich ist sogar die Sprachlosigkeit durchbrochen.
Elsa Kirsten, Demenz-Patientin: „Es ist eine Freude! Eine richtige Freude. Da freu ich mich schon die ganze Woche drauf. Es ist schön. Die sind so verständnisvoll die Tiere.“
Charlotte Wehner, Demenz-Patientin: „Als wenn man jetzt einen Mensch kennenlernen würde. So ist das auch beim Hund.“
Der Hund schafft, was kein Arzt vermag. Dr. Hans-Joachim Schirmer hat die wöchentlichen Besuche veranlasst. Die tierische Therapie – ein durchschlagender Erfolg.
Dr. Hans-Joachim Schirmer: „Sobald der Hund dabei ist, entsteht eine erfreuliche Gruppendynamik, muss man sagen. Die Patienten sind in der Lage, sich auf dieses Wesen zu konzentrieren. Interagieren auch plötzlich. Sind tatsächlich erstaunlicherweise in der Lage sich besser zu erinnern – immer in Bezug auf den Hund. Das bedeutet, die kennen den Namen. Die wissen teilweise: in einer Woche kommt der Hund wieder. Und sie können auf bestimmte Ansprachen der Therapeuten, also auf Fragen richtig beantworten. Ganz erstaunlich.“
Amy ist in der Lage, den Zustand der Patienten deutlich zu verbessern. Sie sind wesentlich entspannter, auch wenn sich ihr Grad der Demenz nicht verringert hat.
Dr. Hans-Joachim Schirmer: „Erkenntnis wäre dann daraus, dass man auch weniger Medikamente braucht, um zum Beispiel solche Unruhezustände eben so zu behandeln, dass sie für den Patienten selber nicht mehr so störend sind. Die sind entspannt die Menschen danach. Und zwar besser, als wenn ich ein Antidepressiva geben würde.“